Der härteste Teil einer Reise

G’Day meine Liebsten. In letzter Zeit denke ich oft an Sydney und verliere mich in Erinnerungen. Es ist schon etwas länger her, als ich mal einen Beitrag gelesen habe, in dem es um die negativen Seiten einer Reise ging (wenn ich den wieder finde, verlinke ich den Artikel gerne). Schnell habe ich mir meine eigenen Gedanken über dieses Thema gemacht und was für mich der härteste Teil einer Reise ist, worüber keine spricht.

Reisen. Du siehst die Welt, findest neue Orte, lernst neue Menschen
und Kulturen kennen, entdeckst neue Wege, lernst zu lieben und zu schätzen. Du
möchtest weglaufen, abhauen von deiner Umgebung. Du wagst den Schritt und
bereist die Welt. Und dann kommt der Tag, an dem du wieder zurückfliegst. Jeden
Tag hast du davon geträumt wegzulaufen, doch nicht eine Sekunde hast du daran
verschwendet wie es sein wird wieder zurück zu kommen.

Wenn du dich auf eine Reise begibst, kommt jeder auf dich zu und
belehrt dich über die Schwierigkeiten und Hindernissen die auf dich zu kommen
werden. Findest du einen Job? Kannst du für dich selbst Sorgen? Wirst du eine
Unterkunft finden? Hast du genügend Geld? All diese „Schwierigkeiten“ klären
sich von ganz alleine und du merkst schnell, dass das alles von alleine läuft.

Doch was ist jetzt genau der härteste Teil einer Reise?

Das Tschüss sagen am Flughafen von all unseren Freunden und Familie
kann schon herzzerreißend sein, doch mal ganz ehrlich, die Freude in die Ferne
zu fliehen mildert den ganzen Schmerz.

Für eine lange Zeit wirst du deine liebsten Menschen nicht sehen, von
manchen wirst du höchstwahrscheinlich nie wieder was hören, doch auch das ist
nicht das Härteste. Denn ein Wiedersehen mit deiner Familie steht bevor. Auf
deinem Weg triffst du neue Menschen, die du in dein Herz schließt, die du
Freunde nennen wirst. Diese Freunde sind meistens auch viel wahrer, denn auch
sie sind auf dieser Reise und treffen dich auf mitten auf deren unbekannten
Wegen.


Jeder der sich schon mal auf eine weite
Reise begeben hat, weiß von was ich gerade spreche. Du hast einen neuen Ort gefunden,
den du dein zu Hause nennst. Du bist glücklich und lebst dein Leben so wie du
es immer wolltest (oder sogar komplett anders). Mit der Zeit ändert sich deine
Routine und dein Alltag ist plötzlich nicht mehr so trist und grau. Wahre
Freunde sind dir begegnet, die aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Welt
kommen und ebenfalls auf der Suche nach Freiheit sind. Dein Leben macht endlich
Sinn, du hast Spaß, du lebst und willst nie wieder weg.

Dann öffnest du deine Augen und blickst
den Tag entgegen, packst deine Sachen, setzt dich in Flieger.


Willkommen zurück! Steht auf dem großen
Plakat, die deine Freunde mit Liebe beschriftet haben, Jeder hält kleine
Fähnchen mit der Flagge des Landes, in dem du warst, in der Hand und winkt dir
zu. Ein Wiedersehen wie in deinen Vorstellungen. Die ersten Wochen ist das
Zurücksein noch spannend. Neue Schule, neuer Job. Was hat sich verändert, was
ist immer noch gleich? Jeder fragt dich aus, erzählst jede Geschichte zum
x-mal, lebst deine Zeit in Gedanken wieder.

Und dann?

Dann geht alles vorbei.

Dieses glänzende Leben, die Ferne, die
Freiheit, alles ist Vergangenheit. Wie eine Flamme, die gelernt hat zu brennen
und plötzlich langsam erlischt. Die alte Routine kommt wieder und alles und
jeder ist so gleich, nichts hat sich verändert. Aber du.

Langsam aber sicher merkst du, dass der
härteste Teil immer näher kommt.

Nach einem Jahr liegst du im Bett in
deinem Zimmer, starrst die Wand an und merkst, dass alles was sich verändert
hat, bist du und egal wie groß der Druck deiner Routine geworden ist, nichts
nimmt dir deine Erfahrungen, deine Erinnerungen, deine Einstellung mehr fort.
Es liegt ein ganz anderer Mensch in deinem Bett. Das, vor dem du dich am
meisten gefürchtet hast, ist eingetroffen, alles fühlt sich so an, als wärst du
niemals weg und alles nur ein Traum gewesen, wie ein Film den du dir angeschaut
hast, der zu Ende geht. Keiner merkt aber wie anders du geworden bist, denn
alle versuchen die alte Person in dir wieder zu finden. Keiner möchte dich
anders haben, nur so wie du vor der Reise warst. Das ist unmöglich! Denn jetzt
gibt es andere Träume, Ansichten und Ziele in deinem Leben. Das alles macht
dich traurig, wütend und ängstlich zugleich. War es die Reise dann noch wert?

Und alles beginnt wieder von vorne:  du willst weg, deine Sachen packen und alles
hinter dir lassen. Das Gefühl von Fernweh zerreißt dich und obwohl du dieses
Gefühl eigentlich kennt, dieses Mal ist es noch intensiver, denn jetzt weißt du
wie sich es anfühlt frei zu sein und zu leben. Alle vergessen, dass du je weg
warst, doch du denkst an nichts anderes mehr.

Nun erinnerst du dich an die Worte, die
dir auf deiner Reise mitgeben worden sind. Wenn du einmal angefangen hast, zu
Reisen und zu entdecken, dann willst du immer mehr. Wenn du einmal einen Ort
gefunden hast, an dem du dir selbst begegnet bist und an dem du selbst
entscheidest dort leben zu wollen, dann willst du immer wieder zurück und
diesen Ort nie wieder verlassen.

Alles was du dir jetzt wünschst, ist,
wieder an dem Ort zu sein, an dem Menschen deine Sprache sprechen, eine Sprache, die man nicht in der Schule lernt, sondern nur,
wenn man sich auf Reisen begibt. Diese Menschen wissen was es heißt, seine
Heimatstadt zu verlassen, ins ungewisse zu fliehen und einen neuen Ort als ihr
eigenes zu Hause zu machen.

Reisen. Man lernt eine Sprache, die
niemand in deiner alten Umgebung spricht.

Du bist weggelaufen um frei zu sein,
warst frei, kehrst zurück und bist mehr gefangen und gefesselt als davor. Darf
ich vorstellen: das ist der härteste Teil einer Reise, über den niemand
wirklich spricht.

Deswegen werde ich wieder weglaufen.

So schnell wie möglich.




Salute, Sarah ♥

2 Kommentare

  1. Vero♥
    7. Mai 2017 / 6:28 pm

    Dies kann ich nur bestätigen! Bei mir war es dennoch etwas anders. Der Härteste Teil kam sofort, als ich wieder da war. Ich war anders und alles andere nicht. Ich war nicht mehr täglich 8h draußen und habe Erinnerungen gesammelt. Die Tage gingen schneller herum. Ich mochte es nicht die Geschichte meiner Reise zu erzählen, weil sie niemand hätte verstehen können. Jetzt, wo ich wieder im Alltag drinnen bin, macht es mir nicht mehr so viel aus. Selbstverständlich vermisse ich die Zeit sehr und plane schon meine nächste Reise, aber dieses merkwürdige Gefühl in mir drinnen ist nicht mehr da. Die Diskrepanz zwischen dem, was ich gerade eben noch erlebt und gefühlt hatte und der Situation, der ich nun ausgeliefert war, weil dies die Regeln des Lebens sind, denen ich folge, löste dieses unbeschreiblich unangenehme Gefühl in meinem Herzen aus. Doch mit der Zeit nahm diese Diskrepanz und damit das Gefühl des Eingeengtem ab.
    Aber mir war dies schon vor meiner Reise bewusst und vielleicht konnte ich auch deshalb besser als gedacht mit dieser Situation umgehen 🙂

    • 8. Mai 2017 / 8:40 am

      Danke Vero für deinen lieben Kommentar.
      Ich kann dich da auch gut verstehen, jeder nimmt so eine Reise ja auch anders auf und verarbeitet die Erinnerungen anders. Ich glaube auch fest daran, dass es bei deiner nächsten Reise wieder ein anderes Gefühl sein wird.
      Viel Glück bei deiner nächsten Reise, du wirst sehr weit kommen ♥

      Xx Sarah

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